Co-Gründer:in der kultur{}botschaft, Karin Bjerregaard Schlüter und Ralf Schlüter, sprechen über ihr neues Buch “Krisenkommunikation im Kulturbetrieb” und teilen ihre Erkenntnisse aus jahrzehntelanger Arbeit in Kultur, Medien und Beratung und zeigen auf, warum Theater, Museen und andere Kulturinstitutionen sich jetzt rüsten müssen, um in einer sich rapide verändernden Welt zu bestehen.
Wer sollte euer Buch unbedingt lesen?
Karin: Das Buch richtet sich an Theater, Museen, Hochschulen, Bibliotheken. Es kann diesen Institutionen helfen, die derzeitige Krise zu überstehen, in die viele von ihnen geraten sind.
Wie und wo habt ihr euer Wissen für das Buch gesammelt?
Ralf: Ich komme aus dem klassischen Kulturjournalismus und habe mich schon immer dafür interessiert, wie gesellschaftliche Themen, Begriffe und Vorstellungen in der Kultur auftauchen und sich dynamisch verändern. 2022 war ich an der documenta fifteen beteiligt, als Redakteur des Handbuchs. Ich habe den Antisemitismus-Skandal von innen erlebt und mich schon damals gefragt, wie man mit so einem Konflikt besser umgehen könnte.
Karin: Ich arbeite seit vielen Jahren im digitalen Kommunikationsbereich und beschäftige mich seit 2011 intensiv mit Shitstorms und negativ kippenden Communities. Die aktuelle Diskurskrise war für mich ein Phänomen, das sich schon länger angekündigt hat. Mit der Gründung der kultur{}botschaft haben wir begonnen, diese Situation für Kulturorganisationen systematischer aufzubereiten, etwa durch Workshops, Beratung und Prozessdesign. Nun erweitern wir dieses Spektrum mit unserem Buch.
Vor welchen Problemen steht die Kulturlandschaft aktuell?
Ralf: In den letzten Monaten gab es zahlreiche Shitstorms, Boykottaufrufe und Hatespeech gegenüber Kulturinstitutionen. Wir glauben, dass dies keine vorübergehende Aufregung ist, sondern Teil einer größeren Transformation. Das frühere Publikum, das mehr oder weniger massiv Kunst rezipiert, gibt es so immer weniger. Man ist heute gewohnt, eine eigene Stimme zu haben.
Karin: Durch die Digitalisierung befinden wir uns außerdem in einem globalen Kommunikationsraum, in dem sich verschiedene gesellschaftliche Kontexte überlagern. Was hier gesagt wird, kann in einem anderen Kontext, z. B. in Australien oder Kanada, ganz anders wirken. Diese Kontexte verschwinden im Digitalen, und das führt zu ständigen Missverständnissen und Konflikten.
Ralf: Das ist es, was wir Diskurskrise nennen.
In welchen spezifischen Situationen kann euer Buch als Leitfaden dienen?
Ralf: Wir möchten den Kulturinstitutionen zeigen, wie sie sich vor Shitstorms schützen und ihre Reputation bewahren können. Wir erklären die Hintergründe und bieten praktische Anleitungen, wie man sich auf Krisen vorbereitet und diese bewältigt.
Was können die Leser:innen konkret von eurem Buch erwarten?
Karin: Das Buch bietet sowohl theoretisches Wissen zur Diskurskrise und ihren Ursachen als auch praktische Ansätze. Im praxisorientierten Teil geben wir konkrete Schritte an die Hand: Wie kann man sich vorbereiten, was muss man verstehen, und wie kommt man schrittweise durch eine Krise? Wir teilen auch eine Methode, die man direkt nutzen kann.
Wie sieht diese Methode genau aus?
Ralf: Unsere Methode umfasst vier Teile. Zuerst geht es ums Verstehen: Man muss sich im Klaren darüber sein, in welchem Diskursfeld man sich bewegt und welche Akteure involviert sind. Der zweite Teil ist die Vorbereitung: Man kann potenzielle Krisen vorhersehen und sich technologisch und organisatorisch rüsten. Im dritten Teil geht es um die praktische Bewältigung der Krise durch Community-Management und geeignete Tools. Schließlich folgt die Reflexion, um aus den Erfahrungen zu lernen und besser auf zukünftige Krisen vorbereitet zu sein.
Das Buch von Karin und Ralf Schlüter bietet Kulturinstitutionen einen wertvollen Leitfaden, um inmitten von Krisen sicher zu navigieren. Die kultur{}botschaft hat sich auf die Unterstützung kultureller Organisationen spezialisiert und liefert durch ihr Buch nicht nur theoretisches Hintergrundwissen, sondern auch praktische Methoden, die sofort umgesetzt werden können. In einer Zeit, in der Shitstorms, Boykottaufrufe und globale Kommunikationsräume die kulturelle Landschaft prägen, ist dieses Werk ein unverzichtbarer Begleiter für jede Institution, die ihre Stimme bewahren und ihre Relevanz erhalten möchte.
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