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Kulturbotschaft Berlin
23/08/2023

Begehrt wie Himbeereis

von Ralf Schlüter

Die Museen sprechen ihre Besucher:innen immer häufiger in digitalen Medien an. Dadurch verändert sich das Verhältnis von Betrachtenden und Objekten. Ist »Kulturvermittlung« noch das richtige Wort dafür?

Wenn Kunst Leidenschaften erregt, geht schon mal eine Nase zu Bruch. Die marmorne Maria, die im Petersdom um ihren toten Sohn Jesus trauert, sah plötzlich aus wie die Sphinx. Ein Mann hatte im Mai 1972 mit einem Hammer zwölfmal auf die Skulptur eingeschlagen, er rief »Ich bin der auferstandene Jesus Christus!« Schließlich wurde er festgenommen: ein in Ungarn geborener Geologe namens Lazslo Toth. Michelangelos berühmte Pietá war schwer beschädigt.

Besonders solche sehr charismatischen Kunstwerke können leidenschaftliche Reaktionen hervorrufen. Oft treiben Hass oder Eifersucht Menschen dazu, Bilder und Plastiken anzugreifen; aber auch Liebe wird manchmal heftig bekundet. Besucher weinen vor Kunstwerken, sie streicheln sie, es gab auch schon Versuche, bestimmte Bilder zu küssen.

 

Museen kämpfen darum, ein Publikum für die Werke zu interessieren

 

Für die Verwaltung des Museums sind solche Gefühlsstürme ein Problem: Die Werke müssen geschützt werden, und so kommt im Zweifelsfall die Polizei. Andere Abteilungen würden sich so viel Engagement manchmal wünschen: Für Kuratoren und Museumspädagogen heißt der große Feind nicht Liebe oder Hass, sondern Gleichgültigkeit. Sie kämpfen oft darum, ein Publikum überhaupt erstmal für die Werke zu interessieren.

Fast jedes Museum hat deswegen eine Abteilung, die meist »Vermittlung« heißt. Hier werden Saaltexte und Broschüren, Führungen und Audio-Guides, Animationen und Medienstationen erdacht und produziert. Mit dieser Abteilung wendet sich das Museum an seine Besucher, wie es so schön heißt.

Das Wort kann aber auch Unbehagen auslösen. Müssen Kunst und Kultur wirklich »vermittelt« werden?

 

Wenn man mir etwas »vermitteln« will, bin ich erstmal skeptisch

 

Der Begriff hat wenig mit Lust zu tun. Muss man ein Eis an einem heißen Sommertag »vermitteln«? Werden Netflix-Serien dem Publikum »nahegebracht«? Müssen Fans einer bestimmten Musik irgendwo »abgeholt« werden? Natürlich, diese Objekte sind per se begehrte Objekte. Und wohl auch Beispiele für eine bestimmte Konsumästhetik. Trotzdem: Wenn man mir etwas »vermitteln« will, bin ich erstmal skeptisch. Vielleicht geht es Schüler*innen genauso, wenn mal wieder ein Ausflug ins Museum ansteht. 

Ein Museum zeigt Dinge, die künstlerische oder kulturhistorische Bedeutung haben. Diese Bedeutung erschließt sich nicht so schnell von selbst wie die abkühlende Wirkung einer Kugel Himbeereis. Aber: Diese Bedeutung ist auch nicht eindeutig festgeschrieben. 

 

»Museum vermittelt seine Inhalte an Besucher« ist nicht mehr das einzige Paradigma

 

Kürzlich hat das Projekt museum4punkt0, hinter dem die Staatlichen Museen zu Berlin stehen, ein Workbook herausgegeben. Es präsentiert die Ergebnisse von 27 Verbundprojekten deutscher Museen aus den Jahren 2017 bis 2023. Man merkt, dass es nicht aus der Theorie heraus geschrieben ist, sondern dass hier (oft erste) Erfahrungen mit bestimmten digitalen Formaten und Techniken ausgewertet wurden.

Besonders interessant sind die Kapitel »Gamification« und »von Besuchenden lernen«. In beiden Bereichen sieht man, wie sich die Richtung umkehrt: Die Formel »Museum vermittelt seine Inhalte an Besucher« ist nicht mehr das einzige Paradigma. Die Besuchenden zeigen den Museen, was interessant ist für sie. Sie gehen damit um und verändern seine Bedeutung. Sie ordnen die Objekte sich und ihren eigenen fluiden Identitätsclustern zu, statt sich den Objekten. 

Dadurch verändern sich die Sammlungen, beziehungsweise unser Blick auf sie. Etwas übertrieben könnte man sagen: Besuchende »vermitteln« dem Museum dessen eigene Kultur. 

Digitalisiert wird nicht nur das Museum in dem Sinne, dass es sich digitaler Technologie bedient. Digitalisiert ist das das Publikum, das in den Social Media User-zentriertes Design gewohnt ist. Die Inhalte kommen zum User, und sie müssen zu den Bedürfnissen des Users oder der Userin passen. Das Museum sollte seine Besucher ernst nehmen als Partner, die etwa bestimmtes von dem Haus erhoffen, die aber selbst auch etwas beitragen, eine andere Art oder andere Ausschnitte von Wissen und Rezeption.

Einem solchen neueren Verständnis des Museums steht der Begriff Kulturvermittlung eher im Weg. Finden wir vielleicht einen neuen?

Kulturbotschaft Berlin

Ralf Schlüter

Hi, mein Name ist Ralf, mich triffst du normalerweise in Museen, in Buchläden oder bei Konzerten. Ich bin Mitgründer von kultur{}botschaft, Berater und Kulturjournalist.

 

 

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