Krimi-Tote müssen für mich blutarm sterben. Nicht brutal zerstückelt, sondern eher trickreich ermeuchelt mit einem schmelzenden Eisdolch oder einer anderen kreativen Technik.
Krimis interessieren mich überhaupt nicht, aber ich nutze viele Angebote, die in Mediatheken oder auf Bestsellerlisten unter „Spannung“ firmieren. Das nervt mich seit Jahren. Mein Mediennutzungsbedürfnis ist eigentlich ein anderes. Ich liebe es, die sozialen Zusammenhänge von Gruppen zu enträtseln und zu verstehen, was Kränkungen und Missachtung mit uns Menschen machen. Leider finde ich diese Themen eher in Krimis wieder.
Algorithmen liefern mir erstaunliche Formate, nach denen ich nie gesucht hätte.
Seit die Algorithmen immer besser werden, löst sich mein Dilemma langsam. Sie erkennen mich und bringen mir keine Genre-Ergebnisse, sondern Bedürfnis-Angebote. Meine Netflix-ForYou-Liste schlägt mir alle Kostüm-Gesellschaftsthemen vor, die verfügbar sind. Auch ohne Blut und Leichen. So komme ich zu erstaunlichen Formaten, nach denen ich nie gesucht hätte. Und das scheint auch anderen so zu gehen. Auf TikTok trenden gerade Kafkas Briefe an seine große Liebe Milena. Die User:innen schreiben dazu überraschend persönliche Nachrichten und haben Kafka in ihre eigene Welt integriert.
Inzwischen sind User:innen auf allen Ebenen daran gewöhnt, dass sie Inhalte bekommen, die sehr spezifisch zu ihren aktuellen Bedürfnissen passen, die unabhängig von Saisons, Ausstellungen, Bestsellerlisten sind.
Das ist eine unglaubliche Chance für Kulturmacher, Medienmenschen und Formatentwickler. Klassiker finden zu den Menschen, wenn das Interesse gerade da ist. Ausstellungstücke können auch ohne Ausstellung gehypt werden und Formate finden den Weg in die passende Community. Und ich kann endlich Geschichten von Lebenden zur menschlichen Psyche schauen.
Hej! Mein Name ist Karin, ich bin ziemlich nerdy und beschäftige mich viel mit digitalen Medien. Im Newsletter Digitalupdate teile ich meine Gedanken zu Entwicklungen im Digitalen.
Hyper-Snacks des Monats
🤖 Aus der KI-Tool-Kiste: Mit dem kostenfreien Tool Notionsmith kann man Personas erstellen und sogar mit diesen chatten. Eine clevere Unterstützung bei der Formatentwicklung, insbesondere in der frühen Phase.
🤓 Sind KI-Systeme wirklich "intelligent"? Was Intelligenz ist und wie es zu dem kam, was heute Künstliche Intelligenz genannt wird, widmet sich Rudolf Seising in seinem Buch Es denkt nicht. Die vergessen Geschichten der KI.
🆕 Hast du schon einmal vom IKEA-Effekt gehört? Er beschreibt das Phänomen, dass uns Dinge mehr bedeuten, wenn wir diese selbst gemacht haben. Diese und andere Alltagsphänomene erklärt Prof. Sascha Friesike im neuen YouTube-Format Menschen und Muster.
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