Ko-Kreation in einer vernetzen Welt — Das Museum der Zukunft

Ko-Kreation in einer vernetzen Welt — Das Museum der Zukunft

Trotz technologischer Erweiterungen in den Museen fehlt oft eine klare Vision für die Zukunft. Ein Schritt in die richtige Richtung ist, sich das Museum der Zukunft nicht mehr als Gebäude, sondern als Sammlung von Narrativen vorzustellen.
Das Museum der Zukunft – um dieses Schlagwort drehen sich zurzeit viele Debatten, in denen eher technologiegeprägte Ideen dominieren. Das klassische Haus und die Ausstellungen bekommen digitale Zusatzanwendungen wie VR oder AR-Exponate, oder die Besuchenden erhalten zur persönlichen Navigation elektronische Devices. Doch das Bild von der Zukunft bleibt überraschend blass und unscharf.

Vielleicht liegt einer der Gründe darin, dass Museen als Häuser sehr unbeweglich sind und der Fokus hauptsächlich darauf gelegt wird, Publikum hineinzuholen. Und wenn die Menschen dann da sind, ergänzen digitale Anwendungen die klassische Ausstellung. Doch das Digitale, der Aufbau einer Community of Interest, passiert virtuell, draußen außerhalb des Gebäudes und ist nicht sichtbar oder kuratierbar. So lässt sich das Digitale nicht in die Erzählung der Sammlung integrieren und so wird in sichtbare Gegenstände wie iPads oder QR-Codes ausgelagert.
Der erste große Paradigmenwechsel in der Vorstellung des Museums der Zukunft liegt darin, es sich nicht mehr als Haus, sondern als eine Sammlung von Narrativen vorzustellen. Diese Geschichten werden von den Mitarbeitenden und von den Nutzenden erzählt, eine Art fluides Kokreieren. Diese gemeinsame Arbeit entsteht nicht durch spezielle Plattformen oder Projekte, die zur Teilnahme aufrufen, sondern durch Schnittstellen, die analoges Interesse in digitale Datenpunkte umwandeln und so analysiert werden können.

Um dieser Theorie Leben einzuhauchen, könnt ihr euch einen Ausstellungsraum vorstellen. Menschen bewegen sich darin, bleiben vor manchen Exponaten länger oder kürzer stehen, machen vielleicht ihre Mitbesuchenden auf Details aufmerksam. Wird diese Bewegung durch Sensoren gemessen und ausgewertet, ergibt sich ein sehr genaues Bild über die Interessen und die Art der Nutzung des Raums, die zu einer Anpassung der Ausstellung und Kuration führen können.

Das Gleiche gilt für den virtuellen Raum. Sind Exponate und Geschichte auf den algorithmusgetriebenen Plattformen verfügbar, entstehen dort auch Spuren und Daten der Nutzung und viele Hinweise, welche Geschichten die Menschen sich damit erzählen.
Das kann wieder in die Museen zurückgeführt und ausgewertet werden; das analoge Museum mit Haus und Exponaten plus dem virtuellen Raum ergeben in der Summe das Museum der Zukunft. Ko-Kreation ist dabei kein organisiertes Projekt, sondern ein unbewusstes Ergebnis der Vernetzung der Welt.

Karen Bjerregaard Schlüter

Hej! Mein Name ist Karin, ich bin ziemlich nerdy und beschäftige mich viel mit digitalen Medien. Im Newsletter Digitalupdate teile ich meine Gedanken zu Entwicklungen im Digitalen.

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